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Gedichte & Geschichten von Frans Hermans
 
Lore wagt einen Ausflug
 
Lore, der bunte Wellensittich, und der gutgepflegte Gummibaum sind Oma Schmittchens einzige Kostbarkeiten, welche ihr in ihrem Leben geblieben sind. Lore fliegt sogar frei im Zimmer herum, das macht sie gerne. Sie weiß sogar, wo die Butterkekse liegen und die Schokolade. Ihr Lieblingsplatz ist der Gummibaum. 
An einem Tag, an dem die Sonne durch ihre warmen Strahlen sämtliche Vögel in Aufruhr und aus dem Häuschen bringt, geschieht etwas Furchtbares. Was Lore als hochanständiger Wellensittich noch nie gemacht hat, sogar noch nie versucht hat: sie fliegt durch das offenstehende Fenster auf und davon. 
"Lore, Lore, Liebling, komm doch zurück!'" ruft Oma Schmittchen so laut sie kann. Alle hören sie rufen in der Falkengasse, nur Lore nicht. Die fliegt stur weiter über die ziegelroten Dächer der kleinen Stadt. Finken, Meisen und Spatzen wundern sich über den farbenprächtigen Vogel, der da plötzlich unter ihnen auftaucht.
"Nanu?!'"staunt eine Amsel, wo kommt denn dieser bunte Geselle her?" 
"Bei Oma Schmittchen in der Falkengasse ist meine Bleibe, wo ich auf einem Gummibaum mir die Zeit vertreibe!" dichtet Lore.
"Hahaha! Höre diesen Spaßmacher an! Gummibaum und Zeitvertreib! Wir müssen arbeiten, wir suchen uns Futter. Aber du bist wohl zu gut dazu?" fragt die Amsel, die das große Wort führt.
,Nein, Freund Amsel, das darfst du nicht vergessen. unter dem Gummibaum liegt für mich mein Fressen! Ohne Mühe, ohne Plagen wird es mir da zugetragen!"
"Aufschneider!" tschilpt ein magerer Spatz. "Hochwohlgeboren und schlecht erzogen!" schimpft er noch dazu. Aber da muss er sehen, dass er fortkommt. Da wird Lore böse. Alle miteinander gehen sie nun auf Nahrungssuche. Nur Lore sitzt einsam und verlassen auf einer grünen Tanne. Da bekommt sie Sehnsucht noch der Falkengasse und nach Oma Schmittchen. Je größer ihr Hungergefühl wird, desto größer wird auch ihr Heimweh. Aber da hat sich der bunte Vogel verrechnet. Die Falkengasse ist nicht so leicht wiederzufinden. Lore muss  sich noch manchen Spott von den anderen gefallen lassen, bis sie nach vielen Stunden endlich den Weg zu dem Fenster zurückfindet, wo Oma Schmittchen immer noch noch der Vermissten Ausschau hält. "Du Ausreißer!« schimpft sie, aber sie meint es noch nicht einmal so böse.
"Hunger hat die Lore, Hunger hat die Lore! Bis Ober beide Ohren! Bis über beide Ohren!"  ruft Lore noch frech dazu und stürzt sich dann heißhungrig auf das Futter unter dem Gummibaum. Während Lore emsig die Sonnenblumenkerne zerknackt, schließt Oma Schmittchen behutsam das Fenster und strahlt vor Glück, dass nun alles wieder in Ordnung ist.
Für Lore aber war es eine Lehre, und nie mehr ließ sie sich zu einem Ausflug ins Blaue verführen. Wenn auch die Sonne öfters noch sämtliche Spatzen in der Falkengasse durch ihre warmen Strahlen in Aufruhr versetzte, dann hört man Lore rufen:
"Lores schönster Platz im Lebensraum: ist Oma Schmittchen's Gummibaum!"

 
Ausflug
Es wurde veröffentlicht im Universum Verlagsanstalt, Wiesbaden, in dem  "Gib acht" -Heft für die Grundschule.
 

 
Dilsberg, Dörfchen mein 
 
Zauberhaftes, schmuckes Dörfchen in dem schönen Neckartal;
diese Ortschaft kennt ein jeder, lieben tun wir’s, allemal!
   
Pfalzgraf Ruprecht war’s, der Erste, der das Stadtrecht hielt bereit
für den Dilsberg, damals „Flecken“ : Perle, Kleinod, allezeit!
   
Dilsberg, Dilsberg, Dörfchen klein –
wie lieb ich Dich, du Heimat mein!

   
Ritter, Kurfürst, deutscher König fanden einst den Weg dorthin:
zu dem Städtchen auf dem Berge wo auch ich zu Hause bin.
  
Fest umschlungen hält das Ganze: Neckar, Wiesen, Baumbestand.
Unser Berg mit Häuserkrone: Ein Geschenk von Gottes Hand.
   
Dilsberg, Dilsberg, Dörfchen klein –
wie lieb ich Dich, du Heimat mein!

   
Arbeit, Fleiß, bracht’ diesen Leuten oft nur wenig, trocknes Brot.
Der Zusammenhalt der Bürger half auch hier, in Krieg und Not.
   
Säen, Ernten, Wachsen, Werden; wo ich lebe: Glück und Heim.
Ja, ich möcht’ in dieser Erde einmal auch „in Ruhe“ sein!
   
Dilsberg, Dilsberg, Dörfchen klein – wie lieb ich Dich, du Heimat mein!
Ja, ich möcht’ in dieser Erde einmal auch „in Ruhe“ sein!
 


Ayse träumt von Note 1

Ich sitze in der Bank
und lerne.
Was treibt die Ayse?
Sie schaut hinaus
und sucht was in der Ferne .

Ich sitze in der Bank
und lese.
Was macht die Ayse?
Sie schlitzt die Augen,
wie ein Chinese!

Der Lehrer fragt:
Wo lebt der Wal?
Schwimmt er in unserem Teich?
Wie viel ist drei mal neun?
Der Heiner weiß es gleich.

Und unsre Ayse?
Sie starrt hinaus ...
Und wo liegt Mainz?

Ayse träumt von Note Eins ...
 
Veröffentlicht in : Ethik 3 Grundschule Bayern - Ein Schülerbuch für das 3. Schuljahr Ausgabe Bayern
 


Dilsberger Sängerbund 1852

Jubiläumslied 

Einhundertfünfzig Jahre schon,
singen wir ein frohes Lied.
In Dilsberg hier, im Neckartal,
als Sängerbundmitglied!
 
Wir treffen uns als Sängerschar,
in Freundschaft miteinand’.
Jubilier’n heut und morgen auch,
im schönen Heimatland.
 
Einhundertfünfzig Jahre schon:
Kommt Freunde, hebt das Glas!
Freut Euch mit uns im Sängerkreis
Singt im Takt, Trinkt mit Maß!
 
Wir jubeln froh an diesem Tag,
und danken Gott dem Herrn,
der uns das Leben gab und Kraft
zu loben singend gern! 
 
Einhundertfünfzig Jahre schon,
singen wir ein frohes Lied.
In Dilsberg hier, im Neckartal,
werd’ Sängerbundmitglied!


Die Zähne mit Spätburgunder geputzt?

Die jahrhundertelange Wassernot auf dem Dilsberg - Eine Geschichte aus den 50er Jahren

Von Frans Hermans ( veröffentlicht RNZ 29.06.2000 )
Neckargemünd - Dilsberg. Jenseits lang anhaltender Hitzeperioden im Sommer herrschte auf dem Dilsberg seit jeher Wassernot. Jahrhunderte hindurch war es das Problem schlechthin in dem kleinen Ort, dort oben auf dem jahrmillionenalten Buntsandsteinkegel. Um 1840 wurde erste Abhilfe geschaffen. Vor dem Tor mauerte man damals drei Zisternen, wo sich das Wasser sammeln konnte und die dem Bedarf der Dorfbewohner in etwa genügten.   

Vorher hatten die Dilsberger sich stets irgendwie um Wasser bemühen müssen. Einige Leute im Ort hatten eigene Zisternen aus Stein im Keller, die Mehrzahl der Dorfbewohner aber holte sich das Wasser aus der Hanselmannquelle im 20 Minuten entfernten Rainbach oder an der Quelle am Buchenwald, eine gute halbe Stunde Weg entfernt, im Dilsbergerhof. Im Dorf gab es außerdem noch einige Auffangbecken in Form von buntsandsteinernen Trögen. Hier sammelte sich das Regen-, Schnee-, Eis- oder Schmelzwasser nebenbei eine Einnahmequelle für die Dilsberger Bürger (Säuberungslohn). 

In der Burg befand sich ein 46 Meter tiefer Brunnen. Dieser war ausschließlich den Burgbewohnern vorbehalten. Ein "Wasserloch" gab es außerdem. Hier sammelte sich das Regenwasser in einer Vertiefung des einstigen Grabens der Vorburg, dort, wo sich heute das Dilsberger Verwaltungsgebäude und die Freiwillige Feuerwehr befinden. Hier spielten die so genannten "Invalidenweiber" die erste Geige. Und wehe dem Dilsberger, der versuchte, aus dem Wasserloch Wasser zu schöpfen! Eine Schimpfkanonade war die harmloseste Folge... 

1888 legten die Dilsberger von der Mückenlocher "Epfenberg" - Quelle, vier Kilometer vom Dilsberg entfernt, eine Wasserleitung zu ihrem Dorf. Sieben Meter Höhenunterschied genügten, um das Wasser, auf den Berg hinaufzudrücken. Fast 40 Jahre lang war das eine große Hilfe. Die Technisierung ermöglichte 1924 den Bau eines Wasserturms. Erst 1966 wurde die Wasserversorgung modernisiert beziehungsweise an das Neckargemünder Netz angeschlossen und auf den heutigen Stand gebracht. Damit wurde das leidige Dilsberger Wasserproblem ein für alle Mal-gelöst. 

Die folgende Geschichte ereignete sich wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, als in der Wiederaufbauphase zaghaft der Ausflugsverkehr einsetzte und die Gastronomie in Dilsberg daraus für sich Hoffnung auf Verdienst schöpfen konnte. Wenn nur nicht ein trockener Sommer, zum Leidwesen aller, einen Strich durch die Rechnung machte.

Um dem vorzubeugen und für eine eventuelle Wassernot gerüstet zu sein, baute sich ein Wirt für sehr viel Geld dort oben auf dem Berg in seiner Wirtschaft eine Wasserreserve-Behelfsanlage. Er kaufte dazu seinem Heidelberger Weinlieferanten einige ältere, gebrauchte Weinfässer ab. Dann besorgte er sich noch die notwendige Pumpe. Später nach Fertigstellung dieser Vorrichtung, füllte er in wasserreicher Jahreszeit die Behälter auf und harrte nun der Dinge, die da kommen sollten. Er war gerüstet!

Nach nicht allzu langer Zeit kam tatsächlich ein heißer Sommer übers Land, mit all den negativen Begleiterscheinungen, die die Dilsberger aus jahrelanger Erfahrung nur zu gut kannten. Unser Wirt frohlockte. Er hatte Wasser und pumpte dies nun in seinem Haus genau dorthin, wo es gebraucht wurde. Allerdings passierte es eines Tages bei voll belegter Wirtschaft, dass er morgens am Frühstückstisch verwunderte Gäste bei lebhafter Diskussion antraf, Unser Wirt, neugierig geworden, fragte nach ihrem Problem.

"Herr, Wirt, sagen Sie mal, heute Morgen beim Zähneputzen, schmeckte das Wasser nach einem Spätburgunder!" Am Nebentisch meinte eine ältere Dame dagegen: - "Nein, es schmeckte nach einem trockenen Riesling!" Lachend klärte der Wirt zur allgemeinen Heiterkeit die Gäste auf. Dass diese Fässer halt doch nach jahrelanger Verwendung ihr eigenes "Geschmäckle" bewahrt hätten.... man somit eigentlich das Wasser etikettieren könnte...

Keiner der Ausflügler nahm es ihm "krumm". In dieser Zeit, kurz nach dem Krieg, war noch ein gewisses Verständnis für solch einen Notbehelf vorhanden, man war einfach noch nicht so verwöhnt! Längst sind diese Probleme vergessen. Heute genügt ein einfacher Dreh am Wasserhahn, um ausreichend, fast unbegrenzt, mit dem köstlichen Nass versorgt zu werden.
 


Ein Stier für die Revolutionäre...

Die 4. Compagnie der Bürgerwehr auf dem Dilsberg
 
Mai, Juni 1849: In dem mit einer Ringmauer bewehrten Ort Dilsberg summte es wie in einem Bienenkorb. Die badische Revolution zeigte in der kleinen, armen Gemeinde Präsenz in Form ständiger Einquartierung. So wurde eines Tages - nebst vielen anderen - die 4. Compagnie Bürgerwehr unter Kommandant Schnepf mit insgesamt 112 Mann zum Dilsberg hinaufbeordert. Die unter ständiger Wassernot stöhnende Gemeinde tat sich schwer, woher die Verpflegung nehmen?
 
In Kriegszeiten gibt's dafür nur eine Lösung, und so bekam die Dilsberger Gemeinde am 18. Juni 1849 eine Vollmacht.
 
Diese Vollmacht berechtigte sie, bei dem Bürgermeisteramt und Kloster Lobenfeld vorstellig zu werden und sich dort ... die erforderlichen Lebensmitteln zu requirieren". Insgesamt brauchten die Dilsberger für vier Tage an Nahrung und Verpflegung 1000 Pfund Brot und 500 Pfund Fleisch. Auch Stroh zum Lagern war vonnöten. Die Lobenfelder stellten sich nicht quer, und so bekamen die Dilsberger, was sie brauchten. Das Brot in Form von Mehl, die 500 Pfund Fleisch in Form eines lebendigen Stieres. Das war kein Problem, und am darauf folgenden Tag erledigten zwei Dilsberger Bürger die Schlachtarbeit. Auch das Zerlegen dieser Truppenration machte keine Arbeit. 
 
Man hatte tief in die Gemeindekasse greifen und den Stier mit 49 Gulden und zwölf Kreuzer bezahlen müssen. Verständlich also, daß alles, außer dem Fleisch für die Truppe, verwertet und als "Einnahme" registriert und verbucht wurde. So wog die Haut 63 Pfund schwer und wurde beim Neckargemünder Gerber Leist für sechs Gulden und 18 Kreuzer an den Mann gebracht. Auch 31 Pfund Unschlitt (vier Gulden 57 Kreuzer) fanden den Weg zum Seifensieder (Unschlitt: ein durch Ausschmelzen gewonnenes Fett vom Rind. Verwendungszweck: Kerzen, Seife). Für Lunge und Leber bekam man auch noch einmal zwei Gulden und 21 Kreuzer.
 
Ein Bürger verdiente ein paar Kreuzer, um das Grab zu schaufeln und die nicht verwertbaren Reste des Stiers zu beseitigen. Ein anderer wurde für den Transport der Haut und den Weg zum Seifensieder ebenfalls entschädigt.
 
Das Fleisch aber stärkte die Wehrmannschaft für die Dauer von vier Tagen und hinterließ nur Spuren in der Revolutionsakte im Dilsberger Gemeindearchiv...
 

 
Zeitungsbericht - vor hundert Jahre
 
Wer sich für Heimatgeschichte (und "-geschichtchen") interessiert, muss nicht unbedingt dafür eine öffentliche Bibliothek, Ausstellung oder ein Archiv aufsuchen. Es genügt - bevorzugt an einem verregneten Urlaubstag - in "hauseigenen" Dokumenten herumzustöbern. So manche lang nicht mehr angeschaute Schublade, gefüllt bis an den Rand mit alten, zum Teil vergilbten Papieren, ist für eine Überraschung gut.

Nichts Weltbewegendes wird sich darunter befinden, aber ganz gewiss sind einem interessante Stunden sicher. Unter dem "Allerlei" befinden sich womöglich alte Zeitungsberichte mit regionaler Berichterstattung. Wie beschrieb man damals eine Unfallmeldung, oder gab es sie überhaupt, die Verkehrsunfälle? Ein Blick in einer 100jährigen Zeitung bestätigt dies. So berichtete der damals in Heidelberg und Umgebung viel gelesene "Pfälzische Bote" unter der Überschrift "Schwerer Unglücksunfall", über diese Tragödie in damaliger Zeit:
 
Dilsberg, 8. Juni (1898). Gestern ereignete sich auf der Straße zwischen hier (sic!) und Mückenloch ein bedauernswerter Unglücksfall. Der 80 Jahre alte Handelsmann Jakob aus Neidenstein fuhr mit seinem Einspännerwagen, auf welchem sich noch ein 14 Jahre alter Knabe und ein Kalb befand, nach Dilsberg. Aus noch nicht genau festgestellter Ursache scheute plötzlich das Pferd und warf das Fuhrwerk eine drei Meter hohe Böschung hinab. Der alte Mann war sofort tot, während der Knabe nur leichte Verletzungen erlitt. Pferd und Wagen nahmen keinen Schaden. 
  
Was aus dem Kalb wurde, ist aus der Meldung nicht ersichtlich. Aber alte Gemeindebücher erzählen, dass Händler aus der ganzen Umgebung den Dilsberg aufsuchten um dort Viehgeschäfte abzuwickeln. Sie kauften, verkauften oder tauschten schwarz gefleckte, fahle, braune oder weiße Kühe. Die weite Fahrt des in dem Bericht erwähnten Handelsmannes war auch damals keine Seltenheit.
 
Unachtsamkeit im Straßenverkehr mit Verletzungsfolge wurde vor hundert Jahren auch schon schwer bestraft, wie eine zweite Meldung uns belehrt:
 
... Die Hauptstraße in Neckargemünd hat in der Richtung vom Bahnhof nach der Elsenzbrücke ein Gefälle von vier bis fünf Prozent. Fuhrwerke müssen da die Bremse (die "Mick") anziehen, sonst kommen sie ins Rollen. Als der Müllerfuhrknecht Mathias Wagner am 1. September (1898) mit einem mit 100 Centner Frucht beladenen Wagen in der angegebenen Richtung die Straße herabfuhr, zog er die Bremse nicht an, weil er auf dem Wagen lag und ... schlief. Das Fuhrwerk kam ins Rollen und schob die Pferde vor sich her. Als die Pferde in die gewohnte Straße nach Bammenthal einbiegen wollten, schleuderte sie der Druck des Wagens geradeaus, die beiden Vorderpferde gerieten auf das Trottoir vor dem Hause des Kaufmanns Leist und warfen hier zwei Radfahrerinnen, die 25jährige Marie L. von Sinsheim und die 15 Jahre alte Wilhelmine St. von Karlsruhe, die sich vor dem durchgehenden Wagen mit ihren "Maschinen" hierher geflüchtet hatten, unter ihre Hufe. Die beiden Mädchen erlitten durch Fußtritte ziemlich erhebliche Verletzungen, und sie können noch von Glück sagen, dass sie mit dem Leben davongekommen sind. Der pflichtvergessene Fuhrknecht wurde heute wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer Gefängnisstrafe von zehn Tagen verurteilt. (8. 11. 1898)
 
Was so eine "Schublade" uns alles an einem Regentag erzählen kann. Überhaupt: die "Mick". Früher - in einer Zeit, als der Ton rau, nicht immer so "herzlich" war - die Dilsberger mit ihren Kuhfuhrwerke das Dorf verließen und das Tor passierten, musste an dieser steilen Stelle stets die "Bremse" angezogen werden. Da hörte man öfters den (nach hinten schauenden) "Fuhrmann" lauthals "schrauwen" (= schreien): "Die Mick mach' zu - du dumme Kuh!". Das Zugtier aber, war nicht damit gemeint ...


Ziegenfütterung auf der Gasse in Dilsberg ...

Für eine Ziege war in einem Verschlag in den kleinen Häuschen stets ein Plätzchen übrig. Die Milch hatte in den kinderreichen Familien auf dem Berg ihren Stellenwert. Oft wurden die Buben fortgeschickt im Wald das Holz heraufzuholen, zu gleicher Zeit die Ziege am Hang zu füttern und auf sie aufzupassen. Da staunte die Mutter nicht schlecht, als die sonst Milch gebende Quelle plötzlich versiegte, die Ziege keine Milch mehr gab ... Des Rätsels Lösung.' Die Buben - nicht dumm - ließen die Ziege für sich arbeiten und das gesammelte Holz an ihrer Stelle den Berg hinauftragen! Kein Wunder, dass sie da keine Milch mehr geben konnte.

Was kostete im vorigen Jahrhundert so eine "Kuh" des kleinen Mannes? Aus einem Dilsberger Protokoll vom 24. März 1850 erfahren wir: "Es verkauft die Bernhard Wolfs Witwe von hier eine Ziege mit einem Jungen an Stabhalter Georg Maurer, ebenfalls von hier, für frisch und gesund, unter gesetzlicher Gewährschaft pro acht Gulden. Es wird dabei bemerkt, dass Käufer diese Ziege zur Benutzung an Alois Greulich überlässt ... Im Vergleich: eine gesunde Kuh kostete damals um die 40 Gulden.
 
Ziege
(Foto: Archiv Frans Hermans Text: Frans Hermans)
(Aus: "Dilsberg - Kleinod des Neckartals in Vorbereitung)

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