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Volkstrauertag: Frieden in uns finden und mit anderen teilen

13. November 2022
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Mit einer Gedenkfeier am Ehrenmal im Burghof Dilsberg wurde auch in diesem Jahr an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnert. Neben den Mitwirkenden nahmen zahlreiche Dilsbergerinnen und Dilsberger teil. Sie versammelten sich vor dem Ehrenmal, das seit diesem Jahr die vollständigen Namen aller Dilsberger Gefallenen trägt. Die Trachtenkapelle Dilsberg eröffnete mit einem Musikstück die Gedenkstunde.
  
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Andreas Erles, frischgebackener Ortsvorsteher, begrüßte alle Anwesenden und leitete seine Ansprache mit einem Zitat von Käthe Kollwitz ein: „Die eigentlichen Verlierer der Kriege sind immer die Eltern, die Frauen, die Mütter“. Doch nicht nur sie zählen zu den Verlierern, so OV Erles, auch die Generation von morgen, „unsere Kinder, Enkel und Urenkel“. Schließlich müssen sie die Folgen der aktuellen Krisen bewältigen. Er betonte, dass am heutigen Tag nicht nur die Opfer aus den beiden Weltkriegen, durch die zahlloses Leid verursacht wurde, im Blick stehen. Auch heute erfahren Menschen täglich Leid und Tod, die durch Kriege verursacht werden. Als Beispiele führte er die Konflikte in Kolumbien, Kongo, Türkei, Syrien, Israel, Indien und den russischen Angriffskrieg direkt vor unserer Haustür an. Letzterer sei sinnbildlich für die zerbrechliche Welt.
  
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Gemeinsam sangen der katholische Kirchenchor und die ChorYfeen vom Sängerbund 1852 Dilsberg e. V. das Lied „Meine Zeit steht in Deinen Händen“ unter der Leitung von Volker Konetschny. Pastoralreferent Tobias Bartole trug als Vertreter der katholischen Kirchengemeinde Neckar-Elsenz seine Gedanken zum Volkstrauertag vor.

In seiner Rede wies er auf die Entstehungsgeschichte des zeitweise nicht unumstrittenen Volkstrauertages hin. Eingeführt im Jahr 1925 als staatlicher Gedenktag diente er der Erinnerung an die Toten des ersten Weltkrieges. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Tag dann zum Heldengedenktag verklärt und für die neue Kriegstreiberei missbraucht, die in einem weiteren verheerenden Krieg mit Millionen Toten endete. „Kriegstreiberei“, so Bartole, „die mitten in Europa auch heute wieder Unglück und Leid hervorbringt.“
  
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Aus seinen Begegnungen als Seelsorger mit trauernden Menschen wusste Pastoralreferent Bartole zu berichten, dass Trauer angesprochen werden will. „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“, so heißt der hoffnungsvolle Ausdruck auf Trost im Matthäusevangelium. Das gemeinschaftliche Beklagen und eine Art kollektive Trauer um die Opfer von Kriegen und Gewalt kann Trost geben.

Mit Blick auf die Situation in der Ukraine ermunterte er, den Blick auch über unsere Landesgrenzen hinaus zu heben und unsere Solidarität als Europäerinnen und Europäer zu zeigen. Das gemeinsame Trauern um die Opfer in der Ukraine zeige dies. Das gewählte Beispiel des Dorfes Jahidne bei Tschernihiw, in dem Kriegsverbrechen begangen wurden, verdeutlichte dies. Hier wurden etwa 300 Bewohnerinnen und Bewohner in einen Keller eingesperrt und schlimmsten Behandlungen ausgesetzt. „Was sie erlebt haben, können wir nicht erahnen“, so Bartole und fragte sich, ob es für sie und die Angehörigen überhaupt Trost geben kann. Er versicherte, dass es keine Vertröstung sein darf, sondern Gerechtigkeit für alle Opfer und Verbliebenen erfordere. Dies könne nur durch das Heranziehen der Verantwortlichen vor Gericht erfolgen. Tobias Bartole richtete die Hoffnung auf Gott, der den Opfern Gerechtigkeit und Trost schenkt, auch wenn diese es zu ihren Lebzeiten leider nicht erfahren konnten.

Seine Ausführungen beendete er mit einem in diesem Jahr wiederauflebenden Liedtext aus der Friedensbewegung der 70er und 80er Jahre. „Gib Frieden, Herr, gib Frieden, die Welt nimmt schlimmen Lauf. Recht wird durch Macht entschieden, wer lügt, liegt obenauf. Das Unrecht geht im Schwange, wer stark ist, der gewinnt. Wir rufen: Herr, wie lange? Hilf uns, die friedlos sind.“
  
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Gleich vierstimmig trug die Chorgemeinschaft anschließend das Lied „Verleih uns Frieden“ vor und die Trachtenkapelle spielte gefühlvoll ein weiteres Instrumentalstück.

Die offizielle Kranzniederlegung führten die Feuerwehr Dilsberg und Ortsvorsteher Erles durch. Die Abordnungen des Schützenvereins, Turnerbunds und Kyffhäuserbunds senkten in diesem Moment die Fahnen zum Totengedenken.

Ortsvorsteher Erles gedachte allen gefallenen Soldaten und den Männern, Frauen und Kindern, die Opfer von Krieg, Gewalt und Vertreibung wurden. Er gedachte der Menschen, die wegen ihrer Zugehörigkeit, Krankheit oder Behinderung verfolgt und umgebracht wurden.
  
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Nicht nur im zweiten Weltkrieg geschah dies. Die Trauer gilt auch all den Opfern der Kriege und gewaltsamen Auseinandersetzungen der heutigen Zeit, den Opfern von Terrorismus, Unterdrückung und politischer Verfolgung. Ortsvorsteher Erles setzte im letzten Teil seiner Rede auf die Hoffnung der Versöhnung. Als Tag der Erinnerung und des Gedenkens bietet der Volkstrauertag dazu Gelegenheit. OV Erles betonte die Wichtigkeit der Verbundenheit über Generationen hinweg und ermunterte dazu, den Blick für das eigene Handeln zu schärfen.

„Frieden fällt nicht schön verpackt vom Himmel.“

Jeder könne im Alltag für einen respektvollen Umgang und ein friedvolles Miteinander sorgen. Frieden in sich zu finden und dann mit anderen zu teilen, sei ein großes Geschenk. Mit diesem positiven Blick auf die Zukunft warb OV Erles dafür, unsere Welt wieder ein Stück besser werden zu lassen und den künftigen Generationen eine angstfreie Welt zu schaffen.
  
Text: mbue
Fotos: BZ
 
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